North Rim Grand Canyon

 Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zum Grand Canyon. Über Nacht ist es etwas abgekühlt, jetzt am Morgen sind nur noch 32° draußen.

Wir verlassen Las Vegas auf dem Interstate 15 Richtung Norden


Vorbei am Strip mit den Casinos, zügig den Interstate hinauf auf Saint George zu. Durch den Canyon des Virgin River geht es zügig weiter. 

Saint George ist normalerweise immer einen Stop wert, aber bei -schon wieder- über 40° halten wir nur kurz für einen Kaffee.

Kurz hinter Saint George biegen wir vom Interstate ab in Richtung Huricane, dann ein paar Serpentinen hoch, und ins Apple Valley. Vorbei am Colorado City/ Hildale, einer Gemeinde mit einer leicht unschönen Geschichte. Als wir vor etwa zehn Jahren hier waren, fühlte man sich wie in ein anderes Zeitalter versetzt: Junge Männer mit Latzhosen, Hosenträgern und großen Hüten, junge Frauen in knöchellangen Kleidern, die Häuser, sogenannte „Compounds“ hinter 2-3 Metern hohen Mauern. Nahezu alle Einwohner gehörten damals zu einer fundamentalistischen Abspaltung der LDS.

Schon die LDS ist, obwohl sie eine der am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft ist, und mittlerweile vielfach reformiert, zumindest in in ihren Anfängen, ein seltsamer Verein. Die FLDS hat sich nie von den alten Prinzipien gelöst, und praktiziert bis heute eine archaisch anmutende Spielart dieses Glaubens, und dominierte damit bis zur Verhaftung des Anührers das ganze Dorf.

Heute ist das anders, Warren Jeffs sitzt lebenslänglich ein, und aus Colorado City ist in den letzten zehn Jahren eine nahezu normale Stadt mit Schule, Supermarkt, Sportplatz und Gemeindezentrum geworden.

Links zieht kurz hinter Hildale Canaan Mountain vorbei, ein spektakuläres Wandergebiet (das diesmal, wie vieles anderes, wegen der Hitze unbegangen bleibt), dann geht es in den Arizona Strip. Fredonia, eine der wenigen größeren Ansiedlungen hier, ist heruntergekommen wie eh und je. Auch Highway 89A ist nicht besser geworden, im Gegenteil ist hier der Strassenbelag so oft ausgeflickt, es sieht schon fast wie ein Kunstwerk aus.


In Jacob Lake biegen wir ab auf die SR67, die durch das herrliche Kaibab Plateau zum Nordrand des Grand Canyon führt.


Der North Rim liegt auf 2440 Metern über Meereshöhe, entsprechend angenehm ist es hier bei 19°. Wir haben kurzfristig zwei Nächte auf dem Campground buchen können, das ist schön, denn normalerweise ist hier alles monatelang im Vorhinein ausgebucht.

Wir haben einen schönen Platz bekommen, und machen uns gleich auf den Weg zur spektakulären Lodge, direkt am Canyonrand.



Die Lodge hat eine fantastische Terrasse, von der aus man direkt in den Canyon sehen kann. So beschließen wir unseren Tag mit einem Stück Pizza, einem Bier und einer der weltbesten Aussichten.

Der nächste Tag ist sehr entspannt, wir schlendern etwas hin und her und genießen die frische Luft.

North Rim ist einer unserer Favoriten. Vor elf Jahren sind wir in etwa 20 Stunden zum Fluss hinunter und zurück gewandert.

Wir waren schlecht vorbereitet. Da wir in der Schlucht keinen Zeltplatz buchen konnten, überlegten wir uns, wie wir hinuntergehen und dort eine Nacht bleiben könnten, ohne Zeltplatz:

Man geht dann zur Phantom Ranch hinunter, dann hinauf zur Esplanade, läuft noch ein paar Meilen, bis Sie zu einem Gebiet kommen, in dem Campen erlaubt ist….

So viel zum Plan.

Wir starteten am Nordrand bei Temperaturen von etwa 4° Celsius, hatten dann im inneren Canyon 35° Celsius und stellten schnell fest, dass unser Plan aufgrund des Wassermangels auf der Esplanade nicht durchführbar war.

Wir ruhten uns ein paar Stunden am Fluss aus und machten uns auf den Weg zurück zum Nordrand: eine kurze Wanderung von 23 km und etwa 1700 Höhenmetern.

Wir waren vollgepackt: Zelt, Schlafsäcke, Wasser, eine Flasche Rotwein, Käse…🤦🏼‍♂️

Wir kamen gegen Mitternacht völlig erschöpft nach gut 50 Kilometern am North Kaibab TH an. Auf den letzten Kilometern mussten wir etwa alle 300 Meter bei jeder Spitzkehre anhalten.

Jeder von uns trank auf dem Rückweg etwa 10 Liter Wasser aus Bright Angel Creek (kein Scherz). Wir vergaßen, Elektrolyte aufzufüllen, wir wussten es nicht besser.

Wir litten beide an Hyponatriämie, was uns erst klar wurde, als wir mitten in der Nacht in unsere Hütte zurückkehrten.

Zum Glück befanden sich in der Hütte einzelne Päckchen Salz. Also schluckten wir den Inhalt von zwei kleinen Beuteln und bald ging es uns wieder gut.

Am nächsten Tag konnten wir nur den ganzen Tag auf dem Bett liegen.

Eine unserer besten Erfahrungen überhaupt.

Zwei Jahre später sind wir dann Rim2Rim gegangen, fast & light, was sehr cool war.

Diesmal dürfen wir uns den Canyon von oben ansehen. Keine Hunde auf den Trails. Dafür gibt es einen schönen Vollmond 💞

















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