20. bis 22.Juli 2023: Uclulet und Tofino

Bevor wir den Weg an die Westküste antreten können, heißt es erst einmal Geduld haben. Die einzige Straßenverbindung nach Westen ist derzeit bis auf zwei kurze Zeitfenster gesperrt.

   

Grund für die Sperrung ist ein abrutschende Hang, der direkt über der Straße hängt und der gesichert werden muss. Deshalb ist die Straße wochentags jeweils für 2 Stunden in West Richtung und für 2 Stunden in Ost Richtung geöffnet. Also heißt es anstellen und warten..



Heiß ist es hier auf der Straße, und wir warten vielleicht eine gute Stunde, bis die Sperre in Richtung Westen aufgehoben wird.


Wir steuern zunächst einen Campground an, den Tip haben wir von jemandem aus Gifhorn (!), der seit 15 Jahren in Edmonton lebt, in Qualicum Beach bekommen.

Da parkt auf einmal ein RV hinter uns, die Leute steigen aus, ein bisschen jünger als wir, und sagen hey, wir sind auch aus Gifhorn…. Wir unterhalten uns ein bisschen, und nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass die Mutter des jungen Mannes auch noch meine Patientin war…

Das muss man erst mal hinkriegen, 8000 oder mehr Kilometer von zu Hause entfernt.

Jedenfalls hatten die beiden uns einen Campground empfohlen, in der Gegend von Tofino ist es nämlich extrem schwer (noch schwerer als den Rest Kanadas), irgendwo frei zu stehen. Und wenn es noch schwerer ist als im Rest Kanadas, dann ist es praktisch unmöglich.

Also steuern wir erst mal den Secret Beach Campground, der in einem Indianerreservat liegt, an und bekommen ohne weiteres ein Stellplatz für zwei Tage.

Der Campground ist nett, schlicht, aber immerhin hat man einen Platz zum übernachten. 



Die Küste ist sehr schön, und nachdem wir den Platz angeschaut haben, machen wir uns auf dem Weg nach Uclulet, einem von zwei Orten an der südlichen Westküste.

Uclulet ist ein kleines Fischerdorf, mit zwei Espressobars, einem Supermarkt und einem hübschen Spazierweg an der Pazifikküste entlang. Von den zwei Espressobars macht eine einen unglaublich guten Espresso, die andere unglaublich leckere Pastries.





Ansonsten ist Uclulet nach europäischen Maßstäben ziemlich heruntergekommen. Hier in Kanada ist es aber wohl eine Top-Destination.

Den Nachmittag verbringen wir entspannt am Campground.

Am nächsten Tag starten wir zeitig nach Tofino. Wir möchten gerne dort sein, bevor der allgegenwärtige Touristenrummel beginnt.

Tofino ist nämlich seit 2, 3 Jahren der heißeste Scheiß, seitdem Time Magazine ihn in eine Liste der Top-50-Destinationen weltweit aufgenommen hat.

Was soll man dazu sagen, das Dorf ist für kanadische Verhältnisse ganz süß. Wir schlendern ein bisschen herum, und natürlich wäre ein Besuch in Tofino nicht komplett ohne einen Kaffee im weltberühmten Rhino Coffee House, der In-Location, wo lange Schlangen für einen Kaffee anstehen.


Der Kaffee ist lecker, das Gebäck auch. Auffällig in Tofino ist der doch recht junge Altersdurchschnitt. Für junge Leute ist es hier sicherlich eine coole Destination, viele Surfer.

Im übrigen kann man in Tofino alles mögliche machen, was eine Menge Geld kostet: Ausflüge mit dem Wasserflugzeug, Bootstouren, Whale Watching, reisen per Boot oder Flugzeug zu heißen Quellen, und am besten unternimmt man das alles von seinem gemieteten Beach House für kleine 1200,- € pro Nacht, nachdem man sich mit allerlei Wellness und spirituellen Hokuspokus für viel Geld verwöhnt hat.

Unser Ding ist es nicht, zumal wirklich alle Angebote, wie üblich in Kanada, extrem teuer sind.

Wir verbringen den Nachmittag am Strand, dem berühmten Long Beach, wo der vierstündige Aufenthalt am Strand schon für acht Dollar zu haben ist. Der Strand ist hübsch, etwa 3 km lang, und sieht genauso aus wie etwa 3800 km Strand in Oregon oder Kalifornien, die es ganz für umsonst gibt.


Für das Eintrittsgeld bekommt man auch gleich noch ein paar ehrenamtliche Strandwächter im Preis inbegriffen, die Übeltäter, die ihren Hund ohne Leine laufen lassen, auf typisch kanadische Weise sehr, sehr freundlich darüber belehren, dass das leider nicht erlaubt sei, weil extrem seltene und geschützte Vögel am Strand leben (Krähen?), die durch die Hunde vertrieben werden könnten, während gleichzeitig in etwa 40 Metern Höhe eine private Embraer Phenom 100EV geschmeidig neue zahlungskräftige, Entschuldigung, wollte sagen naturverbundene Kundschaft auf den unmittelbar daneben liegenden Flughafen einfliegt.



Ich weiß, das ist nur der Neid der jetlosen angehängten Unterschicht, aber für uns ist es, wie häufig in Kanada, eine ziemlich absurde Veranstaltung. 

Wir verlassen Tofino leichten Herzens, und machen uns wieder auf dem Weg an die Ostküste. Unsere Tage in Kanada sind gezählt, wir reisen in den nächsten Tagen nach Victoria und setzen in die USA über.


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